Geschichte Witzhelden

Witzhelden 1184 bis 1975

Witzhelden hat eine tief reichende Geschichte - archäologische Befunde belegen heute, dass das Gebiet bei Witzhelden wohl im 9. Jahrhundert besiedelt wurde. Vor etwas mehr als 825 Jahren befand sich dann an Ort und Stelle ein Landgut, das eine Urkunde aus dem Jahr 1184 erstmals als „Withseleden“ bezeichnete.

Ansonsten ist zur mittelalterlichen Geschichte der Stadt wenig bekannt. Einzig und allein der heute denkmalgeschützte Turm der evangelischen Kirche auf dem Marktplatz findet im Jahre 1235 Erwähnung. Stifts- und kirchenrechtlich besaß insbesondere der Kölner St. Gereonstift Einfluss, zumal dieser ab dem 13. und 14. Jahrhundert die Geschicke der Witzheldener Kirche lenkte.

Die Wirren der Reformationszeit des 16. Jahrhunderts übersteht das mittlerweile meist evangelisch-lutherische Witzhelden zunächst unbeschadet. 1588 überfallen und verwüsten dann aber spanische Soldaten die Ortschaft. Sie zerstörten die Kirche und viele Wohnhäuser. Der Glaubensrichtung der Witzheldener konnten die katholischen Söldner wenig anhaben - noch zu Beginn des 17. Jahrhundert war diese fast geschlossen evangelisch-lutherisch.

Wirtschaftlich bleibt die Gemeinde bis ins 19. Jahrhundert vor allem landwirtschaftlich geprägt. Die um 1860 einsetzende Industrialisierung geht an Witzhelden zunächst vorbei. 1907 dann die Wende: Der neu ins Amt berufene Bürgermeister Gustav Marquardt lässt Straßen modernisieren und realisiert eine neue Infrastruktur, was Witzhelden Chancen eröffnet: ein regelmäßiger Personenverkehr mit Bus und Postkutschen vernetzt die Bevölkerung mit umliegenden Unternehmen etwa in Solingen.

Doch die allgemeinen Entwicklungen nach dem Ersten Weltkrieg machen alle zur Jahrhundertwende geweckten Hoffnungen zunichte. Der mit Marquardt einsetzende Aufschwung versandet in der Inflation von 1923 und der Wirtschaftskrise ab 1929. Zudem wird Witzhelden Bühne politischen Stellungskämpfe, die die Nationalsozialisten für sich mit der Machtübernahme 1933 entscheiden.

Wie in fast allen anderen deutschen Gemeinden prägen nun die lokalen Organisationen der NSDAP das örtliche Bild, aber auch Kriegsgefangene, die hier wie anderswo als Zwangsarbeiter eingesetzt werden. Der Krieg selbst hat kaum Folgen für Witzhelden. Lediglich die Wupperbrücke nach Wupperhof wird in den letzten Kriegstagen gesprengt. Da die Gemeinde also intakt ist, finden hier viele ausgebombte Familien etwa aus Solingen Zuflucht. Gemeinsam mit den Witzheldenern erleben sie mit dem Einmarsch von US-Truppen im April 1945 das Ende des Nationalsozialismus.

Die Nachkriegsjahre ab 1945 sind gekennzeichnet durch eine allgemeine Boomzeit: Für die u.a. mit Flüchtlingen und Vertriebenen anwachsende Bevölkerung werden neue Häuser und Wohnungen benötigt und gebaut. So lebten zum Vergleich um 1850 etwa 2130 Einwohner in Witzhelden, 1950 sind es mehr als 2600 Menschen, zu denen in den nächsten Jahren viele Gastarbeiterfamilien hinzukommen. Unter Gemeindedirektor Otto Göckemeyer (1959-1974) werden die Infrastrukturen ausgebaut, so das Kanalnetz im Stadtzentrum oder Schulen in Kuhle und Flamerscheid. Auch das Vereinsleben kommt wieder in Schwung, vor allem das der örtlichen Sportvereine, die seit dem 19. Jahrhundert wichtige Akteure im Witzheldener Gesellschaftsleben bildeten.

Mit der kommunalen Neugliederung in Nordrhein-Westfalen wird Witzhelden am 1. Januar 1975 nach Leichlingen eingemeindet. Der Witzheldener Gemeinderat entschied sich hier insbesondere wegen schulischer Perspektiven pro Leichlingen und gegen Solingen und Burscheid.

 

Literatur/ Quelle: 825 Jahre Witzhelden: Ansichten und Einblicke, hrsg. v. d. Stadt Leichlingen, Leichlingen 2009.