Am Montag, 25. November, haben Bürgermeister Frank Steffes, Gleichstellungsbeauftragte Nadja Kischka-Wellhäußer und Mitarbeiter*innen der Stadtverwaltung zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen die Aktionsflagge „Frei leben ohne Gewalt“ vor dem Leichlinger Rathaus gehisst. Die Flagge soll im Rahmen der Aktionswoche ein klares Zeichen gegen geschlechtsspezifische Gewalt setzen.
Kurz vor dem Aktionstag stellte das Bundeskriminalamt (BKA) am 19. November das Lagebild „Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten 2023“ vor, das in dieser Form erstmals erschien und sowohl Daten zu vorurteilsgeleiteten Straftaten gegen Frauen, als auch Zahlen zu Delikten, die überwiegend zum Nachteil von Frauen begangen werden, enthält. Damit hat das BKA erstmals das Raster „geschlechtsspezifische Gewalt“ genutzt, um Verbrechen mit weiblichen Opfern gezielt auszuwerten.
Die erfassten Daten stammen aus vier Kategorien von Straftatbeständen mit weiblichen Opfern: häusliche Gewalt, Sexualdelikte, Tötungsdelikte an Frauen (so genannte Femizide) und digitale Gewalt. Die Zahlen sind erschreckend. In allen vier Kategorien sind die angezeigten Straftaten im Vergleich zum Vorjahr zum Teil erheblich angestiegen, was eine Zunahme von Gewalttaten an Frauen in allen erfassten Bereichen bedeutet.
Erfasst wurden für das Jahr 2023 circa 180.000 angezeigte Fälle von Häuslicher Gewalt, circa 52.000 Fälle von Sexualdelikten, 938 angezeigte Fälle von Femiziden, davon 360 vollendet, und circa 17.000 Fälle von angezeigter digitaler Gewalt. Es scheint unvorstellbar, dass in Deutschland ein solches Maß an Gewalt und Straftaten besteht, die an Frauen aufgrund ihres Geschlechts begangen werden. Statistisch wird in Deutschland nahezu jeden Tag eine Frau getötet wird – übrigens oft durch die Schnittstelle „häusliche Gewalt“, denn die meisten Femizide werden nicht von Fremden und spontan begangen, sondern meist durch den Partner oder Ex-Partner und oftmals durchaus geplant. Es ist außerdem davon auszugehen, dass die tatsächlichen Fallzahlen noch weitaus höher sind, da die Statistik nur die angezeigten Straftaten auswerten kann, viele Straftaten der vier Kategorien jedoch nicht angezeigt werden.
„Trotz der auch in diesem Jahr wieder gestiegenen Zahlen von Straftaten und Gewaltdelikten, die an Frauen im Zusammenhang mit ihrem Geschlecht begangen werden, lässt die Verabschiedung einer weiterreichenden politischen Lösung, etwa in Form eines Gewalthilfegesetzes, weiterhin auf sich warten. Der Aktionstag am 25. November ist daher wichtig, um der Gesellschaft kollektiv in Erinnerung zu rufen, dass sehr viele Frauen Hilfe und Unterstützung benötigen, auch wenn man dies auf den ersten Blick nicht vermuten würde. Dabei bedarf es neben einer verlässlichen Landschaft an Frauenberatungsstellen, denen aktuell leider die Gelder gekürzt zu werden drohen, und mehr Plätzen in Frauenhäusern, die leider weiterhin unzureichend gefördert werden, auch der Zivilcourage jedes und jeder Einzelnen im Alltag“, so die städtische Gleichstellungsbeauftragte Nadja Kischka-Wellhäußer.
Auf der städtischen Internetpräsenz findet sich eine Sammlung an Hilfs- und Beratungsangeboten für verschiedene Lebenslagen, auch im Falle von häuslicher Gewalt. Die städtische Gleichstellungsbeauftragte steht außerdem telefonisch, per E-Mail oder in einem persönlichen Gespräch gerne zur Verfügung, um zu unterstützen und Hilfskontakte zu vermitteln.