Februar 2013

Geschichtsquiz Februar 2013

Frage: Mit dem Industriezeitalter des 19. und 20. Jahrhunderts verbinden die Leichlinger jene Fabriken, die das Stadtbild mit ihren Kaminen jahrzehntelang prägten. Einblick in die Werkhallen hatte die Öffentlichkeit dagegen kaum. In welchem Unternehmen entstand diese seltene Innenaufnahme einer Jacquard-Weberei um 1950?

Die Antwort lautete: Weberei und Stückefärberei Simons & Frowein

Die zeitgleich mit dem Eisenbahnanschluss Leichlingens 1866/67 von Carl Alexander Simons und Paul Frowein nach Elberfelder Vorbild errichtete Weberei und Stückefärberei lag an der Wupper auf dem heutigen Terrain des Brückerfeldes. Fritz Hinrichs berichtet dazu 1956 in seinem dritten Leichlinger Heimatbuch:

„Breit dehnten sich die Shedanlage der Weberei und die Spinnerei aus. Südlich von ihnen teilten sich in die offene Talfläche das Kesselhaus mit Pumpenwerk und Schornstein, die Gasbereitungsanstalt mit dem Gaskessel, und weiter flussabwärts lag die Färberei.“ (S. 36)

„Dä Simons Kamin“ rauchte wohl erstmals am 1. Juli 1867 und prägte fortan das Bild der zuvor ländlichen Gemeinde. Gemeinsam mit der zeitgleich auf dem östlichen Wupperufer nahe Schloss Eicherhof errichteten Türkisch-Rot-Färberei der Familie Weyermann (spätere Färberei Albert Römer) stand Simons & Frowein sinnbildlich für die Industrialisierung der Stadt mit Fabriken und Schloten.

In einer wechselvollen Geschichte entwickelte sich das Werk zu einem der wichtigsten Unternehmen und Arbeitgeber der Stadt, ehe es 1978 schloss. Zur Zeit der im Geschichtsquiz nachgefragten Aufnahme um 1950 baute Simons & Frowein sechs Weberei-Sheds neu auf (1952). Insgesamt umfasste die Werkfläche 1.700 Quadratmeter mit Färberei und Weberei. Diese beschäftigte um 1955 ganze 634 Mitarbeiter und 135 Büroangestellte, verbrauchte 20 Tonnen Kohle Primärenergie und produzierte täglich rund 9.000 Meter Fertigware (vgl. Hinrichs: Leichlinger Heimatbuch, Bd. 3, 1956, S. 39).

Zeitnah notierte Fritz Hinrichs 1956, dass das Textilwerk den modernsten Stand der Technik anpeilte - ein Unterfangen, das in der Nachkriegszeit nach wie vor auf „alter“ Technik aufbaute, wie ein ehemaliger Mitarbeiter von Simons & Frowein, Zeitzeuge und Leser des Geschichtsquiz dankenswerterweise anhand des Bildes präzisieren konnte: Bei den abgebildeten Webereimaschinen handelte es sich um Webstühle der Krefelder Firma "Zangs" mit Grobstich-Jacquard-Maschine (rechts) sowie um Oberschläger der sächsischen Firma "Kraus" (links), allesamt Vorkriegsmodelle.

Zur allgemeinen Textil- und Wirtschaftsgeschichte Leichlingens lesen Sie HIER die Beiträge auf der Internetseite des Leichlinger Geschichtsvereins aus der Feder von Joachim Köhler.

Ein Firmenprofil der Firma „Zangs“, einige weitere historische Bilder und eine Übersicht zu einer 2004 gelaufenen historischen Industrieausstellung des Textilmuseums Bocholt finden Sie in einer Pressemitteilung des LWL vom 24. Mai 2004 HIER.

 

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