Frage: Die Botschaft, die „Fräulein Adele“ im Sommer 1901 erreicht, verheißt Bedeutungsvolles:
„Kobimmst Dubi Sobinntabig nabichm. zubimibir? Bierwabirte Dibich 1/2 3. Gruß: Fr.!“
Die Empfängerin der Geheimnachricht lebt im südwestlichen Teil Solingens „Aufderhöhe“ unweit Leichlingens. Der wohl männliche Absender namens Friedrich, Franz oder auch Fritz - soviel kann verraten werden - zeigt bei seiner Kartenwahl Geschmack, schließlich sendet er seine gegen fremde Blicke verschlüsselte Nachricht auf einer sogenannten „Mondscheinkarte“. Diese sind um 1900 als Ansichtskarten beliebt, da sie nächtliche Stadtszenen im romantischen Mondschein nachzeichnen. Wie genau lautet der Wortlaut der geheimen Botschaft, die niemand anders außer „Fräulein Adele“ lesen sollte?
Die Antwort lautete:
„Kommst Du Sonntag Nachm[ittag] zu mir? Erwarte Dich 1/2 3. Gruß: Fr!“
Die sogenannte „Bi-Sprache“ war in Deutschland spätestens ab den 1920er Jahren vor allem bei Schülern sehr beliebt, weshalb sie auch als „Pennälersprache“ galt. Viele Quizteilnehmerinnen und -teilnehmer berichten, dass auch sie die Bi-Sprache noch während ihrer Schulzeit sprachen. Wegen ihres profanen Charakters als weitgehende Schülersprache gibt es heute nur wenige schriftliche Zeugnisse der „Bi-Sprache“, die über die 1910/20er Jahre zurückreichen. Insofern ist die Mondscheinkarte an Fräulein Adele aus dem Sommer 1901 eine echte Rarität.
Das wohl populärste Stück der Bi-Sprache ist ein Gedicht des bekannten deutschen Dichters, Schriftstellers und Malers Joachim Ringelnatz (1883-1934), sein „Gedicht in Bi-Sprache“ von 1928:
Ibich habibebi dibich,
Lobittebi, sobi liebib.
Habist aubich dubi mibich
Liebib? Neibin, vebirgibib.
Nabih obidebir febirn,
Gobitt seibi dibir gubit.
Meibin Hebirz habit gebirn
Abin dibir gebirubiht.
Bei Ringelnatz wird deutlich erkennbar, wie die Bi-Sprache funktioniert: nach einem Selbstlaut wird die die Silbe „bi“ eingefügt, was den Text versetzt und verzerrt.
Insofern ist - wie eine aufmerksame Teilnehmerin erkannte - der Text an Fräulein Adele nicht immer konsequent, denn statt "Bierwabirte" muss es eigentlich heißen "Ebirwabirtebi".
Wir danken für diesen sachkundigen Hinweis! Oder: Wibir dabinkebin fübir dibiebisebin sabichkubindibigebin Hibinwebiibis!
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