Objekt des Monats Mai 2013
Phoenix Hauptstraßenkarte, um 1930
aus US-amerikanischen Militärbesitz (April 1945), mit handschriftlichem Besitzereintrag der Dolmetscherin (?) „Gertrud Kempf“. Eingezeichnet sind alliierte Vormarschrouten und „Kessel“ (Zeitraum März/April 1945).
Am 23. März 1945 hatten britische, US-amerikanische und kanadische Verbände mit „Operation Plunder“ den militärisch wichtigen Schritt über den Rhein gesetzt. Infolge konnte ein Großteil der westdeutschen Wehrmachtseinheiten im sogenannten „Ruhrkessel“ eingeschlossen und gebunden werden, sodass weitere alliierte Vorstöße das umliegende Gebiet wie das Bergische im April 1945 arrondierten.
Bei ihren Vorstößen nutzen die Alliierten oftmals auch älteres Kartenmaterial, so etwa die hier ausgestellte Karte aus den 1930er Jahren.
Geschichte der Karte
Es ist der 19. oder 20. April 1945. Erst vor wenigen Tagen sind die Amerikaner eingerückt, womit auch für die Leichlinger der Krieg beendet ist. Der aufgeweckte 12-Jährige befindet sich auf seinem Rückweg von Bertenrath nach Bennert, als er an der Kreuzung Richtung Hülstrunk einen parkenden US-Jeep erspäht, wohl einen „Willys MB“.
Fahrer und Beifahrerin (wohl die Dolmetscherin) sind US-Uniformierte. Beide haben den Jungen nicht bemerkt, steigen aus und verschwinden abseits der Straße. Im Vorbeigehen wirft der neugierige 12-Jährige einen flüchtigen Blick in den verlassenen Jeep - und erblickt auf der Rückbank eine mit unzähligen Pfeilen, Linien und Kreisen bekritzelte Straßenkarte.
Von klein auf in Landkarten vernarrt, bleibt er unschlüssig stehen - schließlich greift er zu und läuft so schnell er kann davon. Erst zuhause wird im klar, dass es sich um einen älteren deutschen Straßenatlas handelt, auf dem die Stoßrichtung des alliierten Truppenvormarschs eingetragen ist und den die Dolmetscherin (Beifahrerin) im Rückraum des Jeeps hat liegen lassen. Rund 65 Jahre später überreicht er die Karte dem Leichlinger Stadtarchiv, womit ihre Geschichte als spannende Episode in die Stadtgeschichte eingeht.