Der großflächige und lang anhaltende Starkregen vom 14. Juli 2021 hatte enorme Folgen für die Stadt Leichlingen und geht als Jahrhundertflut in die Stadtgeschichte ein. Der Starkregen führte zu einer unmittelbaren Überflutung im besiedelten Stadtgebiet, auch der Wasserspiegel der Bäche, vor allem des Murbachs und Weltersbachs, stieg stark an. Für zwei Wochen befand die Blütenstadt sich im Ausnahmezustand. Gebäude wurden geflutet, Infrastruktur beschädigt, viele Menschen verloren durch Wasser und Schlamm Hab und Gut. Gerade in den ersten Tagen mussten vielfältige Herausforderungen gemeistert werden – so zum Beispiel die Rettung und Unterbringung der Anwohner*innen von Flut betroffener Gebiete, das Auspumpen vollgelaufener Keller, die Wiederinbetriebnahme des Stromnetzes, das Ausräumen von Wasser und Schlamm beschädigten Mobiliars sowie die Beseitigung von immensen Müllbergen im Stadtgebiet. Doch gerade in der Katastrophe bewies sich auch einmal mehr der Zusammenhalt der Leichlinger*innen, eine Welle der Solidarität ging durch die Stadt, man packte an, wo Hilfe benötigt wurde. Besonderer Dank gebührt dabei nach wie vor den Landwirt*innen, den Rettungs- und Einsatzkräften z. B. von Feuerwehr, DLRG und DRK sowie allen weiteren freiwilligen Helfer*innen.
Anlässlich des Jahrestages wurden in einem Rückblick die Ereignisse während und nach dem Starkregen im letzten Juli noch einmal zusammengefasst. Es folgt ein Einblick in einige der großen Themenfelder, mit denen sich die Stadtverwaltung im Zuge des Wiederaufbaus seit dem letzten Sommer beschäftigt.
Die katastrophale Flut im Juli letzten Jahres und die Sturzflut 2018 haben sich in das Gedächtnis der Leichlinger Bevölkerung eingebrannt. Von vielen Menschen als neuartig empfunden, reihen sich diese Flutereignisse jedoch in eine wechselvolle Leichlinger Flutgeschichte ein, die die Blütenstadt seit jeher begleitet hat. Die Fluten von 1890, 1909 und 1925 gehörten lange zum kollektiven Gedächtnis der Stadt und führten zu den Befestigungsanlagen an der Wupper sowie der neuen Bogenbrücke, die heute das Stadtbild mitprägen. Aber auch nach dem Zweiten Weltkrieg gab es Fluten und Wasserschäden auf Leichlinger Gebiet. Sogar in Witzhelden war man vor unwetterartigen Wassermassen nicht völlig gefeit. Das Stadtarchiv hat eine Historie der Leichlinger Hochwasser erstellt.
Auch das Stadtarchiv Leichlingen hat durch den Starkregen schwere Schäden davongetragen. Die Archivalien lagerten im Keller des Rathauses, der nach der Flut in der Innenstadt unter Wasser stand. Die Bestände waren mehrere Tage feuchter, schlammiger Umgebung ausgesetzt. In einer Großaktion wurden die Archivalien geborgen, dokumentiert, vorsortiert, gereinigt und für den Abtransport in ein Kühlhaus in Troisdorf vorbereitet, wo sie seitdem auf 121 Paletten lagern. Um Zeit zu gewinnen, wurde dort durch Schockfrostung das Schimmelwachstum gestoppt und die langsame Eiskristallbildung vermieden, die weitere Schädigung nach sich ziehen würden. Aktuell wird die Infrastruktur für die nächsten Projektschritte im Zuge des Gefriertrocknung aufzubauen, bevor das mehrmonatige europaweite Ausschreibungsverfahren erfolgen kann. Aktuell ist der Beginn der Gefriertrocknung für Mitte 2023 geplant, sie wird voraussichtlich drei Jahre in Anspruch nehmen.
Nach der Gefriertrocknung müssen die Archivalien vollständig gesichtet und entschieden werden, ob eine Restaurierung der betroffenen Unterlagen möglich ist. Es wird angestrebt, die gefriergetrockneten Unterlagen mittelfristig in einer professionellen Archivumgebung unterzubringen, bevorzugt in einem Haus, das Restaurator*innen zur Unterstützung bei der Sichtung bereitstellen kann. Des Weiteren finden derzeit Beschaffungsmaßnahmen statt, um die Infrastruktur zum reibungslosen Ablauf der Sichtung zur Verfügung zu stellen. Rettungswürdige Akten werden im Folgenden restauriert. Gleichzeitig wird die Situation als Chance zur Digitalisierung genutzt: Alle relevanten Bestände sollen mithilfe eines Buchscanners digitalisiert und langfristig auch digital zur Verfügung gestellt werden.
Circa zehn Prozent des Archivbestandes blieb unbeschädigt und lagert aktuell in Leverkusen-Opladen.
Auch die städtischen Gebäude haben im Zuge der Starkregen-Katastrophe zahlreiche Schäden davongetragen. In 20 städtischen Gebäuden in der Leichlinger Innenstadt wie z. B. dem Schulzentrum am Hammer samt Aula und Turnhallen, dem Alten Rathaus und dem Rathaus selbst mussten größere Reparaturen vorgenommen werden. Nachdem in den ersten Wochen nach der Unwetternacht zunächst die Schäden gesichtet und dringliche Aufräumarbeiten wie das Leerpumpen der Keller sowie die Säuberung von Schmutz vorgenommen wurden, um Folgeschäden wie Schimmelbefall etc. möglichst zu vermeiden, ging es dann an die Gebäudesanierung.
Die umfassenden starkregenbedingten Sanierungsarbeiten stellen eine hohe zusätzliche Belastung für das Planungsteam der städtischen Gebäudewirtschaft dar, das mit den regulär geplanten Bauvorhaben wie beispielsweise der Sanierung des alten Gebäudes der GGS Büscherhof bereits gut ausgelastet war. Handwerksfirmen und Architekturbüros sind aktuell stark nachgefragt, was die ad hoc aufgetretenen Sanierungsprojekte zusätzlich erschwert. Gleichzeitig werden die Arbeiten an den städtischen Gebäuden genutzt, um nötige Renovierungsarbeiten mit durchzuführen. So soll die zuletzt 1993 sanierte Aula des Gymnasiums direkt modernisiert werden. Bei allen Bauarbeiten wird außerdem darauf geachtet, möglichst nachhaltig zu arbeiten.
Eine Übersicht über die laufenden Sanierungsarbeiten findet sich im Sachstandsbericht Gebäude.
Auch für die Leichlinger Wirtschaft sind die Auswirkungen des Hochwassers noch präsent. Am stärksten betroffen waren die Straßenzüge Gartenstraße, Marktstraße, untere Brückenstraße und am Brückerfeld. Während manche Betriebe ihre leichten Schäden schnell beheben konnten, hatte ein Großteil der dort ansässigen Händlerschaft und Gastronomie noch monatelang und teilweise bis heute mit den Folgen zu kämpfen. Die Sanierungszeiten der einzelnen Objekte dauerten von wenigen Tagen bis hin zu mehreren Monaten. So zog sich die partielle Sanierung der rechten Seite der Gartenstraße bis zur Wiedereröffnung mehrerer Objekte bis in den Mai 2022, während unter den Arkaden der Marktstraße das erste Geschäft schon wieder im Oktober 2021 eröffnen konnte. Weitere folgten dort durch viel Engagement im Dezember 2021. Vereinzelt stehen noch Räumlichkeiten vor ihrer Sanierung. Die lokalen Handwerker*innen leisten beim Wiederaufbau viel Hilfestellung.
Viele Gewerbetreibende haben die Katastrophe als Chance aufgefasst. Sie haben viel Kraft aufgewendet, um ihren Betrieb wieder zu öffnen, weil sie weitermachen wollen. Nur wenige haben ihre Geschäfte als Reaktion auf die Flut und ihre Folgen aufgegeben. Die entstandenen Leerstände füllen sich derzeit wieder mit Nachmieter*innen, die ihren Beitrag zur Stärkung der Leichlinger Innenstadt leisten. Bei Interesse an der Übernahme eines vakanten Ladenlokals steht die Wirtschaftsförderung gerne beratend zur Seite.
Nicht nur in der Innenstadt waren Betriebe betroffen, auch in den Außenortschaften wie Wupperhof oder Nesselrath wurden größere Betriebe überflutet. Ein Unternehmen gibt daher den Standort auf. Leider konnte innerhalb des Stadtgebietes keine Ausweichflächen angeboten werden. Durch den Starkregen waren auch Firmen oberhalb der Wupper betroffen, wobei die Schäden dort vergleichsweise gering ausfielen.
Beeindruckend ist der enorme Zusammenhalt der lokalen Wirtschaft, welcher seit dem Ereignis stärker in den Fokus gerückt ist. Die Akteur*innen helfen einander und stärken sich so gegenseitig.
Wirtschaftsförderin Myrjam Passing fokussierte in den ersten Monaten nach der Starkregennacht ihre Tätigkeit auf persönliche Gespräche vor Ort, die Vermittlung von konkreter Hilfe und die Informationsaufarbeitung, z. B. über die Soforthilfe. Auch wurden in den Anfangstagen Hilfsmaterialien wie Handschuhe und Müllsäcke zu den Betroffenen gebracht. Die Verteilung der Soforthilfeanträge an zum Antrag berechtigte Betriebe und Selbstständige erfolgte zusammen mit dem Wirtschaftsförderungsverein. Insgesamt 161 Gewerbetreibenden wurde die Soforthilfe bewilligt, welche eine erste finanzielle Hilfestellung in der Anfangszeit darstellte. Die Suche nach Ausweichquartieren, die Koordinierung von Anfragen bezüglich temporärer Containernutzung im öffentlichen Raum in Kooperation mit anderen städtischen Fachabteilungen sowie die Lösung von jeglichen anderen Problemen standen ebenfalls im Vordergrund der Tätigkeit der Wirtschaftsförderung.
In zahlreichen persönlichen Gesprächen wurde darauf geachtet, was die Gesprächspartner*innen in dem Moment am dringendsten benötigten. Am wichtigsten war für viele ein offenes Ohr für die Probleme und Sorgen, das Mutmachen sowie die Informationsweitergabe. Auch ein Jahr später steht die Wirtschaftsförderung mit den Betroffenen regelmäßig in Kontakt.
Um die Kommunen bei der Behebung der Schäden der Starkregen-Katastrophe zu unterstützen, haben Bund und Länder Anfang September 2021 einen Aufbauhilfefonds mit Mitteln von 30 Milliarden Euro eingerichtet. Auf Nordrhein-Westfalen entfallen rund 12,3 Milliarden Euro, um den Wiederaufbau von privater und öffentlicher Infrastruktur in den betroffenen Gebieten zu unterstützen. Auch die Stadt Leichlingen hat Wiederaufbauhilfe beantragt. Ein halbes Jahr hat Fördermittelmanager Sebastian Scholze in enger Zusammenarbeit mit den Fachämtern an der Erstellung des Förderantrags gearbeitet, der nach Beschluss des Rats der Blütenstadt Leichlingen in der Sitzung am 6. Januar am 3. März eingereicht wurde.
Die Bezirksregierung Köln bewilligte der Stadt Leichlingen im Auftrag des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen die gesamte beantragte Fördersumme von 17,3 Millionen Euro. Ministerin Ina Scharrenbach besuchte Leichlingen am 28. April, um Bürgermeister Frank Steffes den Bewilligungsbescheid persönlich zu überreichen. Damit kann die Stadtverwaltung Fördermittel im Zuge der Wiederaufbauarbeiten für abgeschlossene Einzelmaßnahmen laufend per Projektdatenblatt vom Land abrufen.
Förderzweck der Wiederaufbauhilfe ist die Beseitigung hochwasserbedingter Schäden sowie insbesondere der Wiederaufbau von baulichen Anlagen, Gebäuden, Gegenständen und öffentlicher Infrastruktur, die durch den Starkregen und das Hochwasser im Juli 2021 beschädigt worden sind und in der Gebietskulisse liegen. Von den bewilligten rund 17,3 Millionen Euro werden 9,5 Millionen Euro auf die Rettung des Stadtarchivs entfallen, weitere 4 Millionen sind für Gebäudesanierungen vorgesehen. Die Arbeiten an Straßen und Wegen schlagen mit 2, 5 Millionen Euro zu Buche, eine weitere Million wird in die Brückensanierung fließen.
Die beiden Starkregenereignisse, von denen Leichlingen 2018 und 2021 extrem betroffen war, sowie die Trocken- und Hitzesommer zwischen 2019 und 2021 machen die Notwendigkeit der Klimafolgeanpassung deutlich. Hinsichtlich der Starkregenvorsorge ist Leichlingen bereits vor 2018 aktiv geworden.
Die beiden Regenereignisse 2018 und 2021 zeigen eine unterschiedliche Wirkung von Starkregen. 2018 kam es zu einem kurzen, aber heftigen Starkregen, der sehr lokal auf und um das Stadtgebiet niederging. Infolgedessen kam es zu extremen Abflüssen, die sich entsprechend der Topografie ihren Weg zur tiefer liegenden Innenstadt suchten. Da die Vegetation der landwirtschaftlichen Flächen noch weit entwickelt war, wurden Schlammmassen vom Wasser mitgerissen, es entstanden zahlreiche Schäden. Das Starkregenereignis 2021 hatte eine andere Charakteristik: Die extremen Niederschläge verteilten sich zwar auf einen längeren Zeitraum, die Böden und Geländesenken waren nach einiger Zeit aber wassergesättigt, sodass es wie 2018 zu oberflächigen Abflüssen zu den Niederungen kam, zahlreiche Gebäude wurden überflutet. Diese auch nach dem Dauerregen in den Bächen abfließenden Wassermengen trafen gegen Abend des 14. Juli 2021 auf eine Wupper, die mittlerweile einen sehr hohen Pegel besaß und bis nach Mitternacht weiter angestieg. Dies führte in den seitlichen Gewässern zu einem Rückstau, sodass die Seitenzuflüsse anders als 2018 nicht ablaufen konnten.
Aufgrund des großräumigen heftigen Niederschlags war das gesamte Einzugsgebiet der Wupper betroffen. Die Abflüsse der Wupper akkumulierten sich mit den abfließenden Wassermassen der Seitenzuflüsse aus den flussaufwärts liegenden Städten. Diese Hochwasserwelle traf in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021, also circa acht Stunden nach dem Ende des Dauerstarkregens, die Stadt Leichlingen und überflutete die bis dahin vom Starkregenabfluss weitgehend verschont gebliebene Innenstadt.
Im Zuge der kommunalen Überflutungsvorsorge wurden seit der Starkregennacht im vergangenen Juli verschiedene Projekte von Seiten des Abwasserbetriebs vorangetrieben, um die Überflutungsvorsorge zu stärken.
Zur konzeptionellen Umsetzung von Schutzmaßnahmen sowie zur Einschätzung der Gefährdung auf vorhandene oder geplante Gebäude oder Infrastruktur liegen der Stadt entsprechende Kartenwerke vor. 2017 wurde eine kommunale Starkregengefahrenkarte entwickelt und den Bürger*innen online zur Verfügung gestellt. Ergänzt werden die daraus gewonnenen Erkenntnisse mittlerweile durch topografische Analysewerkzeuge und Fließweganalysen.
2021 haben der Rheinisch-Bergische Kreis sowie das Land NRW jeweils eigene Starkregenhinweiskarten entwickelt. Im Vergleich zur Leichlinger Gefahrenkarte ergeben sich keine grundsätzlichen, im Detail aber doch kleine Unterschiede, was sich mit dem verwendeten Modellregen und dem Simulationsraster erklären lässt. Diese Kartenwerke, wie alle bundesweit erstellten Starkregengefahrenkarten, betrachten im Regelfalle bislang nur die „urbanen Starkregenereignisse“, also die Starkregenabflüsse im eigenen Stadtgebiet, wie beispielsweise das Ereignis von 2018. Die überregionalen, lang anhaltenden Starregenereignisse, die entlang der Flüsse zu Überflutungen führen, werden bislang nur in Hochwassergefahrenkarten der Länder unabhängig von den Oberflächenfließwegen in den Städten dargestellt.
Nach dem Starkregen 2021 hat Leichlingen diese beiden Überflutungsfälle, also Hochwasser und oberflächige Starkregenabflüsse, in einer eigenen Simulation neu dargestellt, die zuletzt mit dem Wupperverband abgeglichen wurde. Damit erhält Leichlingen nun eine aussagekräftigere Karte.
Die Stadtverwaltung hat 2021/22 mehrfach ihre Bürgern*innen um Unterstützung bei der Aufarbeitung der Katastrophennacht gebeten. Seit Anfang 2021 können Bürger*innen Bilder und Schilderungen zu Starkregenereignissen auf der Internetpräsenz des städtischen Abwasserbetriebes unter "Melden Sie Ihr Starkregenereignis" hochladen. Diese Daten werden gesammelt und im GIS verortet. Zusammen mit den Kartenwerken helfen sie dabei, Starkregenabflüsse und Überflutungen an konkreten Orten besser nachvollziehen zu können. Genauso wurden die Bürger*innen nach dem Hochwasserereignis 2021 um Meldung der maximalen Wasserstände im Stadtgebiet gebeten. Diese Daten halfen dem Abwasserbetrieb, den Umfang des Ereignisses abzugleichen und die anschließende Simulation zu kalibrieren. Seit dem Jahreswechsel 2021/2022 werden die Bürger*innen um Informationen zu den Hochwasserzuflüssen aus der Wupper in die Stadt gebeten. Die Schilderungen und Bilder ließen in Ergänzung mit Gesprächen vor Ort sowie den Simulationen des Ereignisses Rückschlüsse auf einige Schwachstellen im Stadtgebiet zu, die es nun genauer zu untersuchen gilt.
Um das Risiko für die sensible Infrastruktur einschätzen und gezielt Schutzmaßnahmen dafür entwickeln zu können, hat die Stadtverwaltung Ende 2021 begonnen, die sensible Infrastruktur mit der Gefahrenkarte zu überlagern. Zukünftig soll auch die externe Intrastruktur, beispielsweise der Telekom o. ä., mit den Starkregengefahrenkarten überlagert werden, um umfassendere Risiken bei Starkregen abschätzen zu können. Dabei werden krisenrelevante Einrichtungen (Feuerwehr, Verwaltung etc.), sensible Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen und Pflegeeinrichtungen sowie besonders gefährdete Lagen (Unterführungen, Tiefgaragen etc.) und relevante Infrastruktureinrichtungen (Ver- und Entsorgung) betrachtet. Die einzelnen Objekte werden je nach Risiko prioritär bei tatsächlicher Gefährdung durch Starkregen und Hochwasser in Augenschein genommen, um wirksame Maßnahmen festlegen zu können.
Selbstverständlich gilt, dass auch die Grundstückseigentümer*innen verpflichtet sind, sich und ihre Wertgegenstände zu schützen. Hierfür bietet die Stadt auf der städtischen Webseite sowie in den seit 2021 jährlich stattfindenden Bürgerinformationen Hilfestellung. Beim Leichlinger Klimatag organisierte die Stadtverwaltung am 22. Mai 2022 zudem eine Möglichkeit für Bürger*innen, sich vor Ort anschaulich über Objektschutzmaßnahmen zu informieren. Nützliche Informationen rund um die Starkregenvorsorge finden sich auch im Starkregenflyer des städtischen Abwasserbetriebes.
Die Stadt Leichlingen arbeitet gemeinsam mit der Bergischen Universität Wuppertal an einem Messkonzept. Neben dem derzeit vorhandenen Niederschlagsmesser in der Innenstadt sollen in Witzhelden und in den zwischenliegenden Ortschaften jeweils weitere Niederschlagsmesser eingerichtet werden. Da der Wupperverband hauptsächlich die Wupper mit Wasserpegeln ausstattet, wird Leichlingen in Abstimmung mit dem Wupperverband den Murbach und Weltersbach mit digitalen Messpegeln ausrüsten. Um alle relevanten Messdaten zentral zu speichern und digital den Bürger*innen in Echtzeit zur Verfügung zu stellen, wird seit Ende 2021 das Betriebssystem des Abwasserbetriebes modernisiert, sodass die erhobenen Daten dann dort abgelegt werden können. Die Wasserpegel können beispielsweise Feuerwehr und Anwohner*innen bei der Einschätzung potenzieller Gefahrenlagen helfen. Die so gewonnenen Daten geben außerdem Auskunft über die Zusammenhänge von Niederschlag und Abfluss der jeweiligen Bäche. In der Wasserwirtschaft sind langjährige Datenreihen notwendig, um zukünftig im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz (KI) lokale Vorwarnungen erstellen zu können.
Die baulichen Bemühungen zur kommunalen Starkregenvorsorge umfassen Maßnahmen zur Rückhaltung und zur schadlosen Leitung von Starkregenabflüssen. Im Zuge von Neubaumaßnahmen gilt es zudem, Abflüsse von den Grundstücken zu reduzieren bzw. zu vermeiden. Seit Anfang 2021 wird in Leichlingen bei Neubauvorhaben auf Grundlage der DIN 1986-100 eine Begrenzung der Einleitung von Niederschlagswasser in die Kanalisation und damit eine schadlose Rückhaltung auf dem eigenen Grundstück eingefordert. Dies wird auch auf Erschließungsgebiete übertragen und wassersensible Elemente gefordert. Zur Sensibilisierung hat die Stadtverwaltung 2021 ein entsprechendes Planungspapier entwickelt.
Die Stadt Leichlingen arbeitet sukzessive daran, bauliche Maßnahmen im öffentlichen Raum, beispielsweise in Straßen zur schadlosen Leitung oder in Grünanlagen zum schadlosen Rückhalt von Starkregenabflüssen, umzusetzen. In der Ortslage Hülstrung zeigten die nach 2018 umgesetzten Kleinmaßnahmen bereits erste Erfolge. Oftmals ist eine Umsetzung von Schutzmaßnahmen bei der Berücksichtigung anderer Nutzungsfunktionen sowie der Eigentumsverhältnisse nicht schnell machbar – Klimafolgenanpassung ist daher eine jahrelange Aufgabe.
Die seit 2021 von der Stadt geplanten Maßnahmen zum Umbau in eine sogenannte „Schwammstadt“ wirken sich auch bei Starkregen positiv aus, da Wassermengen so zurückgehalten und schadloser abgeleitet werden können.
Neben den Bemühungen des Wupperverbandes zur Verbesserung des Hochwasserschutzes entlang des gesamten Flusslaufs untersucht die Stadt derzeit die „Schwachstellen“ der vorhandenen Hochwasserschutzanlagen. Hierzu hat es mehrere Gespräche und Online-Abfragen bei Bürger*innen gegeben, die mit den vorliegenden topografischen Analysen und hydraulischen Simulationen abgeglichen werden konnten. Daraus haben sich folgende mögliche Schwerpunkte ergeben, die technisch, rechtlich und wirtschaftlich bewertet werden müssen und in ein Gesamtkonzept münden werden, das gemeinsam mit dem Wupperverband entwickelt wird. Die Umsetzung kann teilweise mit den bereits vor der Hochwasser-Katastrophe begonnenen Saniuerungsplanungen der vorhandenen massiven Hochwasserschutzanlagen erfolgen.
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