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Klimaangepasste Bäume: Splittzylinder fördern tiefes Wurzelwachstum

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Die Hitze der letzten Sommer war herausfordernd für die Bäume im Stadtgebiet. Um sie noch besser an die sich wandelnden Klimabedingungen anzupassen, geht der städtische Bauhof neue Wege. Zukünftig werden Jungbäume mithilfe eines innovativen Bewässerungssystems stärker dazu animiert, tiefes Wurzelwerk zu bilden. Sogenannte Splittzylinder werden rund um den Baum als kleine Schächte mit einem Durchmesser von 20 bis 30 Zentimetern in die Erde eingearbeitet und mit einer Mischung aus besonders reichhaltiger Terra-preta-Erde und Kalkschotter gefüllt. Durch das nährstoffreiche Gemisch kann Regenwasser einfacher in die Tiefe dringen als durch die häufig stark verdichtete Erde, gleichzeitig fördern die Schächte den Gasaustausch und erleichtern die Wurzelatmung. Die feuchte, nährstoffhaltige Inkaerde ist ein wahrer Leckerbissen für die heranwachsenden Bäume, die ihre Wurzeln entsprechend zu den Splittzylindern orientieren. So wird das gezielte Wachstum in die tieferen Erdregionen gefördert, wo auch in heißen Zeiten noch ausreichend Grundwasser und Nährstoffe zur Verfügung stehen.

Entwickelt wurde das System von einem Forscherteam um Prof. Dr. Claus Mattheck vom Karlsruher Institut für Technologie, das auch die Forschungsarbeiten trug. Nach der Testkommune Berlin ist Leichlingen die erste Kommune in Deutschland, die die Splittzylinder zukünftig als festen Bestandteil der Jungbaumpflege einsetzen wird. Durch die innovative Methode werden die Jungbäume zukünftig in den heißen Sommermonaten weniger von zusätzlicher Bewässerung abhängig sein. Diese ist aktuell häufig nötig, um Hitzeperioden zu überbrücken. Allerdings kann die regelmäßige Bewässerung von oben dafür sorgen, dass sich Bäume auf die zusätzliche Gießung verlassen und ihre Wurzeln in relativ kleinen Bereichen um den Stamm nahe der Erdoberfläche konzentrieren. So können sie auf tiefer in der Erde liegende Nährstoffe und Grundwasser nicht zurückgreifen. Gleichzeitig wird der Erdboden so immer verdichteter, da die Auflockerung durch Wurzelwerk fehlt. Dank der neuen Splittzylinder werden die Bäume im Stadtgebiet langfristig zu unabhängigen Selbstversorgern trainiert, deren Wurzeln in die tieferen Erdschichten reichen, mit denen zunehmende Dauerbodenfeuchte einhergeht.

Neben Neupflanzungen wird der Bauhof die Methode zukünftig auch bei kränkelnden Altbäumen anwenden, deren Wurzelsystem zu stark an der Erdoberfläche ausgebildet ist. Denn da Bäume ein Leben lang neue Wurzeln bilden und deren Wachstumsbereich erweitern können, besteht auch hier Hoffnung, dass das Wurzelwerk durch die nährstoffreichen, feuchtigkeitshaltigen Schächte zum Wuchs in die tieferen Erdschichten animiert werden kann.

Eine Gefahr für Passant*innen stellen die kleinen Schächte nicht dar. Die Mischung aus Kalkschotter und Terra preta hält auch direkter Belastung Stand und verhindert ein Nachsacken mit Lochbildung. 

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