Eine Stadtgesellschaft lebt von ihren Ehrenamtler*innen. Ohne freiwillige Helfer*innen, die ihre Zeit, ihre Arbeitskraft und ihr Wissen kostenlos der Allgemeinheit zur Verfügung stellen, wären auch in Leichlingen viele Aktionen, sei es z. B. im kulturellen und sozialen, im sportlichen oder im politischen Bereich, nicht möglich. Gerade die Hochwasser-Nacht und die folgenden Tage im Juli haben das ganz deutlich gezeigt. Die Nachbarschaftshilfe, die Einsatzkräfte u. a. der freiwilligen Feuerwehr, des Technischen Hilfswerks, der Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft e. V., des Deutschen Roten Kreuzes aber auch die Landwirt*innen und sonstigen freiwilligen Helfer*innen waren in dieser Zeit unersetzbar.
Viele Ehrenamtler*innen arbeiten dabei im Verborgenen. Zwei davon sind die Eheleute Regina und Klaus Peter Tepper, die seit 2016 das Leichlinger Stadtarchiv unterstützen, anfangs noch einmal, seit 2019 sogar zweimal wöchentlich. Beim Leichlinger Geschichtsstammtisch lernten sie vor einigen Jahren den ehemaligen Stadtarchivar Thorsten Scholz-Weiden kennen. So kamen die Rentner*innen in Kontakt mit dem Stadtarchiv und wurden über die Jahre zu unverzichtbaren Helfer*innen bei der Erfassung, Dokumentarisierung und Archivierung des Leichlinger Archivguts. Ihr erstes großes Projekt war die Verzeichnung der Bürgerrolle, die ähnlich des heutigen elektronischen Meldewesens festhielt, wer im Zeitraum von 1909-1940 nach und in Leichlingen umzog. Bei der Archivarbeit kommt den beiden Geschichtsinteressierten zugute, dass sie die Deutsche Schrift lesen können – auch wenn das Entziffern einzelner Handschriften natürlich eine zusätzliche Hürde darstellt. Aber die Teppers lieben die Herausforderung.
In den letzten Jahren unterstützte das Ehepaar Stadtarchivar Marc Sievert bei verschiedenen Projekten, zum Beispiel bei Bestandserhaltungsmaßnahmen wie dem Umbetten und Entgräten von Archivalien sowie Magazinarbeiten. Einen ganz großen Dienst erwiesen sie der Stadt, indem sie tatkräftig an der Fotografierung und Digitalisierung der historischen Personenstandsbücher mitwirkten, die inzwischen fast vollständig erfasst sind. Außerdem waren die Teppers sehr aktiv bei der Digitalisierung der Fotobestände. 4.000 Bilder konnten sie in den letzten zwei Jahren für die Nachwelt in elektronischer Form sichern – ein doppeltes Pfund angesichts des Hochwassers, das große Teile des Archivguts beschädigte.
Anfang August wurde in einer einwöchigen Großaktion mit Unterstützung durch Archivar*innen benachbarter Archive, den Landschaftsverbänden Rheinland und Westfalen-Lippe sowie weiterer freiwilliger Helfer*innen – darunter natürlich auch das Ehepaar Tepper – die Archivalien aus dem Rathauskeller geborgen, dokumentiert, vorsortiert, gereinigt und für den Abtransport vorbereitet. 990 Paletten Archiv- und Registraturgut lagern aktuell in Kühlhäusern, um die Archivalien vor weiterem Verfall zu schützen. Sukzessive erfolgt über die nächsten Monate die Trocknung der Bestände mithilfe einer Gefriertrocknungsanlage, bevor im Anschluss eine Analyse der Schadensbilder erfolgen und Restaurierungsmaßnahmen eingeleitet werden können. Bei der Rückholung des Archivguts nach Leichlingen handelt es sich voraussichtlich um einen mehrjährigen Prozess, da aktuell Archivgut einer Vielzahl betroffener deutscher Archive auf die Gefriertrocknung wartet, die benötigten Anlagen aber gleichzeitig rar sind. Und auch die Restaurierungswerkstätten werden in den kommenden Jahren stark ausgelastet sein.
Doch es gibt auch gute Nachrichten. Circa zehn Prozent des gesamten Leichlinger Archivguts überstand das Hochwasser unbeschadet und wird vorübergehend in einem zum Stadtarchiv Leverkusen gehörenden Gebäude in Opladen zwischengelagert, bis neue Archivräume in Leichlingen zur Verfügung stehen. Die Teppers wollen den Rückholprozess weiterhin tatkräftig unterstützen. „Wenn Arbeit anfällt, sind wir da, ist doch klar!“, sagt Regina Tepper. Ihr Mann nickt bestätigend. „Wenn wir irgendwo gebraucht werden und helfen können, helfen wir.“ Die Stadtverwaltung Leichlingen bedankt sich für dieses vorbildliche Ehrenamt, ohne dessen Arbeit im Hintergrund viele Projekte noch lange auf ihre Umsetzung warten müssten.