Update: Rettungsaktion gut verlaufen
In den letzten Tagen hat die Firma Baumwerk nun die nötigen Arbeiten zum Schutz der Schwarzpappel vollzogen. Zuerst wurde ein Wurzelsuchgraben erstellt, um größere Wurzeln freizulegen, die in Richtung des entstehenden Gebäudes und der damit verbundenen Baustelle verliefen. Diese sollten vor die Gebäudegrenze umgelegt werden. In dem Bereich wurden kaum größere Wurzeln gefunden, was den Ablauf erheblich erleichterte. Die vorhandenen Wurzeln wurden hinter einer eingebauten Schaltafel mit einem Wurzelvlies von der Grundstücksgrenze in den Graben verlegt (ein sogenannter Wurzelvorhang) und so aus dem Baubereich entfernt. Der Graben mit den freigelegten Wurzeln wurde anschließend mit einem speziellen Baumsubstrat aufgefüllt.
Der zweite Teil der Arbeiten galt der Krone der Pappel. Die Starkäste mussten gebäudeseitig fachgerecht gekürzt werden. Ebenso wurde Totholz aus der mächtigen Krone entfernt. 3 erfahrene Baumkletterer erledigten die Arbeiten.
Bericht vom 27.11. 2020
Die Bauarbeiten für das neue Wupper-Areal an der Neukirchener Straße haben begonnen. Zwischen Rathaus und Wupper entsteht der im Zuge des Integrierten Handlungskonzeptes (InHK) beschlossene Neubau des Gebäudekomplexes samt Wuppergarten. Fünf Mehrfamilienhäuser werden hier in den nächsten drei Jahren gebaut. Auf städtischem Gelände nahe der Wupper steht allerdings eine ca. 85-100 Jahre alte Schwarzpappel, die neben der durch den Klimawandel entstandenen Trockenheit nun doppelt durch die Baumaßnahmen gefährdet erschien. Die Verwaltung und Architekt Andreas Pässler von der Firma Pässler, Sundermann + Partner, die das Großprojekt managet, waren sich einig, alles zu unternehmen, um den Baum zu schützen. Gemeinsam mit dem städtischen Bauhof forderte Andreas Pässler ein Gutachten der Firma Baumwerk Leichlingen an, das einschätzen sollte, ob der Baum tatsächlich gesund ist, und welche Schritte unternommen werden können, um ihn vor den Baumaßnahmen zu schützen. Das Ergebnis: Die Schwarzpappel wirkt nicht nur schön und groß, sondern ist tatsächlich ein gesundes, gerades Exemplar. Es lohnt sich, diesen Baum zu erhalten.
Die Schutzmaßnahmen sind jedoch aufwendig, denn die Bauarbeiten müssen bis nah an die Pappel heran stattfinden. Pässler hat der Stadt gegenüber zugesichert, dass er die Kosten von 10.000 Euro zur Rettung des Baumes angesichts der guten Prognose gerne übernimmt. Gerrit Hochmuth und sein Team vom Baumwerk Leichlingen haben einen Plan ausgearbeitet, um die Schwarzpappel bestmöglich zu schützen. Dabei geht es vor allem um das weitverzweigte Wurzelsystem des alten Baumes, das sich über die Jahre großflächig in die umliegende Erde ausgebreitet hat.
In einem ersten Schritt werden die Äste der Schwarzpappel gezielt zurückgeschnitten. Denn die in der Nähe arbeitenden Bagger und Kräne könnten sonst Astwerk unsauber abbrechen. Durch die dabei entstehenden kleinen Wunden in der Holzoberfläche könnten Pilzsporen in die Pappel eindringen – und Fäulnis auslösen, die den großen Baum auf kurz oder lang ruinieren würde. Um das zu vermeiden, wird der Baum sauber von den Expert*innen zurückgeschnitten. Gleichzeitig ist es wichtig, die Krone zu stutzen, damit die Schwarzpappel den unvermeidbaren Wurzelverlust ausgleichen kann. Denn der Kronenbereich eines Baumes sollte idealerweise so groß wie sein Wurzelbereich sein, da sie sich gegenseitig versorgen. Sind deutlich mehr Äste als Wurzeln vorhanden, überfordert das die Wurzeln, weil sie zu viele Äste gleichzeitig versorgen müssen. Das schwächt den Baum.
Danach wird die Erde um die Schwarzpappel abgetragen, um die Wurzeln freizulegen. Das ist wichtig, um festzustellen, wie groß und weit verzweigt das Wurzelgeflecht ist. Die großen, für die Baumstatik relevanten Wurzeln werden dann umgeleitet in Richtung des Baumstamms. Kleinere Wurzeln, die irrelevant für die Statik sind, werden sauber abgeschnitten, um der Beschädigung durch Baumaßnahmen vorzugreifen und einen Pilzbefall zu vermeiden. Im Anschluss wird ein sogenannter Wurzelvorhang angelegt. Dabei handelt es sich um eine stabile Holzschalung, in die die freigelegten Wurzeln eingepasst werden. Die Verschalung wird mit Substrat gefüllt, sodass sich die Wurzeln auch während der Bauarbeiten regenerieren und weiterhin Wasser und Nährstoffe ziehen können. Gleichzeitig schützt der Verbau sie und ist ein klar erkennbares Signal für die Bauarbeiter*innen, in welchem Bereich nicht gearbeitet werden darf.
Ein fünf- bis sechsköpfiges Baumwerk-Team wird die Schwarzpappel Anfang Januar für die Baustelle rüsten. Je nachdem, wie weit das Wurzelsystem sich ausgebreitet hat, werden voraussichtlich sieben bis zehn Tage benötigt, um die Maßnahmen durchzuführen. Sobald die Bauarbeiten beendet sind, wird der Wurzelvorhang zurückgebaut und die Baugrube mit Erde aufgestockt. Die Wurzeln können sich dann im neuen Boden wieder ausbreiten und weiterverzweigen. So bleibt die schöne große Schwarzpappel Leichlingen auch weiterhin erhalten.