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Erhöhte Werte bei PCB-Messungen im Leichlinger Rathaus

|   Pressemitteilungen

Im Januar 2025 wurden bei exemplarischen Messungen des Amtes für Gebäudewirtschaft in 7 verschiedenen Räumen des Leichlinger Rathauses PCB-Werte festgestellt, die den Vorsorgewert von 300 ngm³ überstiegen. Eine Überschreitung des Interventionswertes von 3.000 ngm³ wurde nicht festgestellt. Basierend auf diesen Ergebnissen wurde im April 2025 eine Fachfirma mit detaillierten PCB-Untersuchungen im Rathaus beauftragt. Bei einer Mitarbeiter*innen-Versammlung stellten Bürgermeister Frank Steffes, die Verwaltungsspitze sowie ein externer Sanierungsgutachter am 17. Juni den Beschäftigten der Stadtverwaltung die aktuellen Ergebnisse sowie die weiteren Planungen und Maßnahmen vor.

Bei Messungen im Mai 2025 wurden in 17 Räumen verteilt auf den fünf Rathausetagen sowie dem Keller exemplarische Messungen vorgenommen. Dabei wurden mit Ausnahme des Kellergeschosses in allen Räumlichkeiten erhöhte PCB-Konzentrationen in der Raumluft festgestellt, die zwischen 1.500 und 2.000 ngm³ und damit über dem Vorsorgewert von 300 ngm³ lagen. In drei Räumen wurde außerdem eine Überschreitung des Interventionswertes von 3.000 ngm³ gemessen.

Die vorliegenden Ergebnisse beziehen sich bislang auf zwei Messreihen. Maßgeblich für eine Beurteilung sind jedoch nicht einzelne Messungen, sondern die Jahresmittelwerte. Das bedeutet: Zeitweise auftretende höhere Schadstoffkonzentrationen - zum Beispiel durch erhöhte Temperaturen verursacht - leisten zwar einen nicht zu vernachlässigenden Beitrag, sind aber für die Beurteilung der Gefährdung alleine nicht ausreichend. Entsprechend sollen im Rathaus in diesem Jahr noch weitere Untersuchungen durchgeführt werden. 

Gleichzeitig hat das Umweltbundesamt im Januar 2025 über den Ausschuss für Innenraumrichtwerte neue Richtwerte für PCB-Konzentrationen in der Innenraumluft veröffentlicht. Dabei liegt der dort genannte Interventionswert mit 800 ngm³ deutlich unter dem bisherigen 3.000 ngm³. Die neuen Richtwerte sind bisher nicht als Rechtsgrundlage eingeführt, stellen aber den aktuellsten wissenschaftlichen Kenntnisstand dar. Dies erhöht noch mal den Handlungsdruck, sodass die Verwaltungsspitze unabhängig von den noch ausstehenden Messungen für die Berechnung des Jahresmittelwerts bereits jetzt die Umsetzung kurzfristiger Maßnahmen plant. Als mittelfristige Maßnahme wird außerdem die Anmietung von Arbeitsplätzen für die Beschäftigten außerhalb des Rathauses eruiert, langfristig wird vrsl. ein Standortwechsel vorbereitet werden müssen. Diese Überlegungen werden in die laufenden Planungen rund um den Neubau des Rathauses einfließen und in den kommenden Rat- und Ausschussrunden weiterverfolgt werden.

Aufgrund der vorliegenden Ergebnisse wird bereits jetzt zum Schutz der Mitarbeitenden durch die beauftragte Fachfirma unter Beteiligung des Personalrates sowie dem Gesundheitsamt des Kreises und dem arbeitsmedizinischen Dienst ein erster Maßnahmenplan für kurzfristige, mittelfristige und langfristige Maßnahmen zur Konzentrationsreduktion erarbeitet, der nach Ermittlung der Jahresmittelwerte noch mal weiter konkretisiert wird.

Als Sofortmaßnahme soll in den kommenden Monaten eine intensive Reinigung der Räumlichkeiten durch eine Fachfirma durchgeführt werden, da in der Raumluft zirkulierende PCB sich schnell auf Oberflächen absetzen und in Staub sammeln. Gleichzeitig wird das Reinigungsintervall geprüft und vrsl. auf eine tägliche Reinigung aller Räumlichkeiten erhöht. Für die Büroräume wird ein Lüftungskonzept eingeführt, das eine stündliche Lüftung von 10 Minuten mittels vollständiger Öffnung der Fenster vorsieht, da die PCB-Konzentration in der Raumluft dadurch ebenfalls reduziert werden kann. Außerdem werden die Homeoffice-Möglichkeiten erweitert, auch um Schwangere und Stillende vorsorglich zu schützen. Eine Ermittlung der Primärquellen wird ebenfalls vorangetrieben, belastete Fugen sollen ähnlich wie in der Sekundarschule zeitnah abgeklebt werden, um die PCB-Zirkulation zu verringern.
 

Was ist PCB?
 

Polychlorierte Biphenyle (PCB) wurden bis in die 80er Jahre unter anderem als Weichmacher (z. B. in Lacken, Dichtungsmassen, Isoliermitteln) verwendet. Es handelt sich dabei um chlorierte Kohlenwasserstoffe, die in der Natur nicht vorkommen.

In Deutschland dürfen seit 1982 keine PCB-haltigen Stoffe mehr produziert werden. Seit 1989 gilt die generelle PCB-Verbotsordnung. Hier werden erstmals Vorsorge- und Sanierungswerte definiert.

Noch heute ist PCB neben Baustoffen auch in Böden, Wasser, Luft sowie Organismen verbreitet nachweisbar. Der menschliche Organismus ist daher im Alltag einer permanenten PCB-Hintergrundbelastung ausgesetzt. Als größte Belastungsquelle gilt der Verzehr von fettreichen tierischen Lebensmitteln.

Die Gefährlichkeit der PCB ergibt sich daraus, dass sie nur schwer abbaubar sind und sich insbesondere im Fettgewebe von Menschen und Tieren anreichern. Kommt zusätzlich zur allgemeinen Hintergrundbelastung eine weitere Belastungsquelle hinzu – wie der langjährige Aufenthalt in Räumen mit erhöhten PCB-Werten in der Atemluft –, summieren sich die Gesamtbelastungen für den Organismus. Wie gefährlich PCB im Einzelnen sind, hängt von der Struktur jeder einzelnen PCB-Verbindung ab.

Die Auf- oder Einnahme geringer Mengen von PCB-Gemischen über einen längeren Zeitraum hinweg kann noch nach einigen Jahren/Jahrzehnten zu gesundheitlichen Problemen führen. Die Forschung geht davon aus, dass es u. a. zu Immunerkrankungen und Hautschäden sowie zu erhöhten Infektanfälligkeiten kommen kann.

Grundsätzlich kann PCB auf drei verschiedene Arten aufgenommen werden: über die Nahrung, über die Atemorgane und über die Haut. Bis zu 90 Prozent der menschlichen PCB-Belastung werden dabei über die Nahrung aufgenommen. Davon entfällt der überwiegende Anteil auf Molkereiprodukte, Fleischwaren und insbesondere Hochseefisch. PCB reichern sich bei Menschen und Tieren vor allem im Fettgewebe sowie in Organen mit hohem Fettanteil an.

Nur in geringeren Anteilen erfolgt eine Aufnahme über die Atemorgane. Die Aufnahme über die Lungen erfolgt durch die überall anzutreffende Belastung der Außenluft mit PCB sowie auch durch spezielle Belastungen der Innenraumluft, wenn dort Materialien mit PCB-Anteilen vorhanden sind. Bei direkten Tätigkeiten am Arbeitsplatz mit PCB-haltigem Material kann eine Aufnahme auch über die Haut erfolgen, wenn kein geeigneter Arbeitsschutz (Arbeitskleidung und Sicherheitsmaßnahmen am Arbeitsplatz) existiert.

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